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HAUPTSACHE KAVIAR

20 Jahre brauchen weibliche Störe bis zum Kaviar, der immer teurer und begehrter wird

(Dokfilm) Länge: 43 Min.
Thema: Internationale Projekte des Umweltschutzes

Früher mussten Genießer ihr Gläschen Kaviar nicht an einem Stand im Kaufhaus GUM in Moskau oder beim Importeur im Hamburger Hafen kaufen. Denn der Kaviar wurde früher vor der Haustüre geborgen - direkt aus der Elbe. Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Elbe noch nicht begradigt war und die Störfische weit hinein ins Landesinnere schwimmen konnten, gab es in Norddeutschland eine große Zahl von Stören - und Elbstörfischern.

Heute träumen Werner Sager und Christian Zuther-Grauerholz, die beiden Geschäftsführer des ältesten Kaviar-Handelshauses der Welt vom eigenen Stör-Revier in Norddeutschland. Die beiden halten zurzeit in einem norddeutschen Weiher 20 Störe. Einmal im Jahr wird per Ultraschall untersucht, ob sich in den Bäuchen der Fische die kleinen, klebrigen Eier angesammelt haben, die ihr "ein und alles" sind: schwarzer Kaviar - den sie dann "ernten", salzen und auf Toast serviert verspeisen können. Bis das so weit ist, kommt das schwarze Gold noch in großen Blechdosen aus Russland an die Große Elbstraße.

Die Firma unweit des Hamburger Fischmarktes existiert seit über 135 Jahren - in einem Geschäft, das so undurchschaubar wie kaum eine Branche in Deutschland ist. Das liegt auch an den Handelspartnern. Kaviar scheidet die Geister: Denen er schmeckt, ist er zu teuer. Die ihn essen, haben in der Regel keine Lust mehr auf die gleichen Kanapees der Defiliermeilen langweiliger VIP-Partys. Die ihn fangen, leben am Rande des Existenzminimums. Die ihn verkaufen, schwärmen von alten Freihandelszeiten und hanseatischem Geschäftsgebaren. Und schließlich die, die ihn produzieren, die Störe, brauchen bis zu 20 Jahre, bis sie laichen und sind heute fast überall vom Aussterben bedroht: zum Beispiel im Kaspischen Meer und im Wolga-Delta.

Die Dokumentation begleitet den Fischfang und die Produktion im Wolga-Delta bei Astrachan am Kaspischen Meer, wo sich seit dem 16. Jahrhundert das Zentrum der russischen Kaviarproduktion befindet. Dort bangen die Fischer um die letzten Störe, die ihren Familien das Überleben sichern. Außerdem blicken die Filmemacher dem Küchenchef Roland Holzer im teuersten Hotel Moskaus, dem Baltschug Kempinski, auf die Teller. Den 20 einflussreichsten Oligarchen Moskaus serviert er bei einem Frühstücksbuffet zwei Dosen Kaviar à 1,5 Kilo. Jede hat einen Wert von 4.500 Euro, deshalb verwundert es nicht, dass die feine Gesellschaft von 40 Bodyguards bewacht werden muss. Auf Moskauer Märkten werden die kleinen schwarzen Körner in großen Mengen illegal verkauft, denn Kaviar ist auch ein beliebtes Festessen.

A: Eva Gerberding, André Schäfer
K: Bernd Meiners, Sergej Drosdowskij, Michael Dreyer
P: Florianfilm-GmbH, ARTE 2004