Startseite | Impressum/ Datenschutz

KAZA

EIN MEGAPARK FÜR ELEFANTEN
Elefanten im Süden Afrikas wandern über viele Kilometer bis sie Wasser finden

(Dokfilm)Länge: 58 Min.
Thema: Bewahrung der biologischen Vielfalt

KAZA
, die Kavango-Zambesi-Schutzgebiete in Namibia, Angola, Botsuana, Simbabwe und Sambia werden durch grüne Korridore zu einem Megapark verbunden. Sie sollen den Elefanten zukünftig ermöglichen, zu Wasser und Weidegründen in diesen Ländern zu gelangen. Angola, wo kaum noch Elefanten leben, wo bis 2002 ein blutiger Bürgerkrieg tobte, könnte dann durch sie Touristen anziehen. Die Stammesoberhäupter in Namibia sorgen schon dafür, dass dort, wohin sie zurückgekehrt sind, die Menschen durch den Tourismus bereits davon profitieren können.
Im letzten Jahrhundert haben Grenzen, Zäune, Siedlungen oder vermintes Gelände die Elefanten dabei fast überall in Afrika behindert. Damit sie wieder auf ihren alten Routen ziehen können, wird im Süden Afrikas eine gigantische Schutzzone eingerichtet. Im Dezember 2006 unterzeichneten die fünf beteiligten Staaten vor der Kulisse der spektakulären Victoria-Wasserfälle den KAZA-Vertrag und legten damit den Grundstein für eines der ambitioniertesten Naturschutzprojekte des Kontinents. Es kann auf kräftige finanzielle Unterstützung auch aus Europa bauen, allein das deutsche Entwicklungsministerium unterstützt das Megapark-Projekt mit einem zweistelligen Millionenbetrag.
Hunderte Elefantenfamilien kommen während der Trockenzeit an den Fluss Chobe. Im Norden Botsuanas bietet er den Dickhäutern zwischen Mai und Oktober immer Wasser und Nahrung. Für die Tourismusbranche in Botsuana sind die vielen grauen Riesen ein Segen. Die Nationalparks dieses Landes gehören zu den begehrtesten Reisezielen in Afrika. Doch es gibt ein Problem: In den geschützten Gebieten vermehren sich die Elefanten rasant. Weil die Dickhäuter aber viel fressen müssen und dabei schon ganze Mopane-Wälder zerstört haben, sehen Experten die Savannen des Landes zunehmend in Gefahr. In Botsuana wie auch in Simbabwe wird deshalb der massenhafte Abschuss, das so genannte Culling, erwogen. Der geplante Megapark KAZA ebnet einen anderen Weg. Über grüne Korridore sollen die Elefanten einmal von den überfüllten Schutzgebieten in die nahezu tierfreien Regionen Namibias, Angolas oder Sambias auswandern können.
Bis vor kurzem wagten sich Botsuanas Dickhäuter kaum über den Chobe ins nördlich gelegene Namibia. Am anderen Flussufer: der Caprivi-Zipfel. Lange Zeit war er Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen: erst der Befreiungskampf der namibischen SWAPO gegen die südafrikanische Besatzungsarmee, dann der Bürgerkrieg in Angola, in den Namibia bis 2002 verwickelt war. Kein guter Platz für Elefanten. Seit Frieden herrscht, kommen sie langsam wieder. Nicht immer zur Freude der Bewohner des dicht besiedelten Landstrichs. Viele fürchten um ihre spärlichen Ernten und um ihr Leben.
Das Modell der Conservancies – von traditionellen Stammesoberhäuptern wie Chief Majuni mitentwickelt – sorgt dafür, dass die Menschen vom Erhalt der Natur profitieren. Durch Schutzzonen entsteht Tourismus. Land-, Vieh- oder Forstwirtschaft, aber auch die Trophäenjagd schaffen zusätzliche Einnahme- und Erwerbsquellen und drängen damit die Wilderei zurück. Ein erfolgreiches Konzept, das auch in Sambias armem Südwesten Schule machen könnte. Die ehemalige britische Kolonie verfügt über riesige Naturreservate, wie den Kafue-Nationalpark. Dieser Park, halb so groß wie die Schweiz, beherbergt Löwen, Flusspferde oder Lechwe-Antilopen in großer Zahl. Elefanten sind durch illegale Jagd recht rar geworden. Vielleicht finden einige Dickhäuter aus Simbabwe und Botsuana dort eine neue Heimat, wenn die grünen Korridore einmal Gestalt angenommen haben.
Millionen Minen liegen in Angola vergraben. Viele Gebiete müssen Zentimeter um Zentimeter abgesucht werden. Nach über drei Jahrzehnten Krieg gibt es in Angola fast keine Tiere mehr. Die Menschen, besonders im Südosten, leben tagtäglich mit der Angst, Opfer einer Landmine zu werden. Noch 15 Millionen Minen, hergestellt in mehr als 20 Ländern der Welt, darunter auch Deutschland und Frankreich, sollen bis heute in Angolas Boden liegen. Nicht nur Tausende Menschen sind vor dem Krieg in die Nachbarländer geflohen. Auch unzählige Elefanten verließen Angola. Sie fanden Schutz in Botsuanas Chobe-Nationalpark. Jetzt kehren sie in ihre alte Heimat zurück. Noch nie hat Dr. Michael Chase, der die Elefanten aus der Luft zählt, so viele graue Riesen durch Angolas staubige Savanne wandern gesehen. Be der ersten Zählung 2004 waren es 300, zwei Jahre später notiert er schon mehr als 3.000.
Eine sensationelle Entwicklung. Wenn sie in diesem Tempo weitergeht, könnte Botsuana im Laufe der nächsten zehn Jahre vielleicht 30.000 bis 40.000 Elefanten "loswerden". Und der Gedanke, dass Angola einmal mit den grauen Riesen und einer wilden, ursprünglichen Natur Werbung macht, erscheint gar nicht mehr so unrealistisch.

Der Tierfilmer Jürgen Jozefowicz
Als Jürgen Jozefowicz 1972 Deutschland mit einer Kamera im Gepäck Richtung Afrika verließ, suchte er das Abenteuer. Der Kontinent hat den Tierfilmer nicht mehr losgelassen. Heute, mehr als 30 Filme später, gehören seine Löwenaufnahmen zum Spektakulärsten, was über die Großkatzen gedreht wurde. Er heiratete eine südafrikanische Schauspielerin. Ihre beiden Kinder wuchsen teilweise im Krüger-Nationalpark auf. Die afrikanische Großtierwelt wurde für den ehemaligen Schüler der Zeiss-Optikwerke zur Passion. Der Film erzählt die Geschichte dieses ungewöhnlichen Lebens, zeigt die besten Aufnahmen von Jozefowicz und fragt nach, wie er die Wildnis in all den Jahren erlebt hat. Als einziger Tierfilmer hatte er die Erlaubnis, zwölf Jahre, von 1986 bis 1998, im Krüger-Nationalpark für seine Aufnahmen mitten im Park zu leben. In dieser Zeit entwickelte er ein besonders enges Verhältnis zu einem Löwenrudel. Eines der Weibchen vertraute ihm sogar ihre Jungen an, wenn sie auf Jagd ging. Er selbst sagt über sich: "Ich bin von Natur aus nicht aggressiv, die Tiere fühlen das. Normalerweise brauche ich drei, vier Wochen, dann kennen mich die Tiere. Ich bin ruhig, setze mich hin, werde zum Teil der Natur. Am Ende bedanke ich mich bei den Tieren, wenn ich gute Aufnahmen bekommen habe." (MDR)

A: Cornelia Volk
K: Jürgen Jozefowicz
P: Telepool GmbH Leipzig, MDR 2007